Marilyn Monroe, Julia Roberts, Robert De Niro, Al Pacino. Leinwandikonen, Oscar-GewinnerInnen. Sie alle haben eines gemeinsam – neben Fans und BewunderInnen rund um die Welt – nämlich eine spezielle „Methode“, was ihr Schauspiel betrifft.
Genau genommen die Methode. Alle zuvor genannten und noch viel mehr bekannte Filmstars schwören nämlich auf die Schule des Method Acting, das von Lee Strasberg in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrtausends in Amerika (mit)begründet wurde.
Doch was habe ich damit zu tun? Wie komme ich denn darauf? Und was sollst du davon mitnehmen können? Nun, ich nehme dich kurz mit auf meine Reise nach Los Angeles im Februar 2020.
Die Idee
Ich liebe L.A., ich liebe Filme und ich lerne gerne etwas Neues. Sind das nicht drei perfekte Voraussetzungen, um einen 14tägigen Intensiv-Workshop für Method Acting am Lee Strasberg Theatre and Film Institute (LSTFI) in West Hollywood zu besuchen? Ich finde: Ja! Außerdem passt das Vorhaben auch zu meinen Big Five For Life, also let’s do it.
Aufmerksam wurde ich auf das Workshop-Format bei einem deutschen Onlinemarketer, der als Vortragender und Public Speaker davon berichtet oder viel besser geschwärmt hat. Auch ich liebe das Unterrichten, und besser geht immer.
Präsenz vor Publikum, das Eingehen auf Situationen und Menschen sowie der Umgang mit Aufregung und Nervosität. Gar nicht so viele Unterschiede zu dem, was Schauspieler so machen.
Ich habe mir viel erwartet und wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, bereits nach der ersten Stunde wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen (und wohl auch das perfekte Timing gewählt) hatte. Auf geht’s nach Los Angeles!
Die Stadt
Was soll ich sagen, L.A. ist nicht eine Stadt, es ist mehrere Städte zugleich. Vom Strand in Venice bis rauf in die Hollywood Hills, es sind zwar keine großen Distanzen auf der Landkarte, mit dem Straßenverkehr und all den Staus kannst du aber schon mal für zwanzig Kilometer so lange benötigen wie von Salzburg nach Wien: Stunden! Doch auch auf den breiten Straßen der Stadtautobahnen im Stau zu stehen, das gehört einfach zu L.A. dazu.
Wer will da schon jammern: Ich durfte während meines Aufenthalts in einem Beach Loft in Venice sowie einem Gästezimmer in Beverly Hills bei Bekannten wohnen. Die Pausenspaziergänge zwischen den Klassen führten mich in die bekannte Melrose Avenue. Kein Hotel und kein Airbnb hätte mir ein solches Erlebnis bieten können. So kann ich sagen, ich habe zumindest für zwei Wochen in L.A. gelebt und es nicht nur als Tourist besucht.
Ja, das Leben dort ist teuer. Wenn für eine Pizza in normaler Größe, meist nur als Margherita, über 20 US-Dollar aufgerufen werden, soll das für dich nur ein kleiner Anhaltspunkt als Dimension für alle weiteren Kosten sein.
Die Menschen
Unsere Gruppe war einfach sensationell, ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus alten österreichischen Männern (ich) und jungen aufstrebenden Talenten aus der halben Welt (alle anderen)… ;)
Für mich war dieser Workshop das beste gruppendynamische Erlebnis seit meiner Teilnahme am Speed Project. Ein nahezu unbezahlbarer Einblick in neue Denkweisen, Lebens- und Arbeitswelten.
Nenn es Klischee, aber einer meiner Workshop-Kollegen, der neu in die Screen Actors Guild aufgenommen wurde, stand tagsüber bei Starbucks hinter der Theke. Zwei junge, auf den ersten Blick unscheinbare Teilnehmerinnen hatten jeweils die 5 Millionen Follower-Grenze auf Instagram überschritten. Ich lernte, dass eine solche Reichweite als indischer Bollywood Jugend-/Kinderstar offenbar recht einfach möglich ist.
Von zwei anderen ging gerade die erste Serie auf einem beliebten Streamingportal live, während sie mit uns gemeinsam in der Klasse saßen.
If we cannot see the possibility of greatness, how can we dream it?
Lee Strasberg
Wir hatten zu 100% Spaß im Unterricht, haben gemeinsam enorm viel gelernt, und mit einigen lebt der Kontakt über WhatsApp oder Instagram bis heute.
Die Schauspielschule
Man könnte sagen, das alte Hollywood liegt „in der Luft“. In West Hollywood am Santa Monica Boulevard gelegen, ist diese Zweigstelle des LSTFI in einem alten Backstein-Gemäuer untergebracht.
Draußen der Straßenlärm von L.A., drinnen die Ruhe, eine gewisse Anspannung, Aufgeregtheit, der Wechsel von SchülerInnen zwischen den Klassen, Kursen, der Bibliothek oder dem Front Desk, um schnell mal ein paar Seiten aus einem Drehbuch oder einen Monolog auszudrucken.
Ich bin außerordentlich froh darüber, eine der bis auf weiteres letzten Vor-Ort-Klassen problemlos besucht und absolviert zu haben. All die Eindrücke, die du hier siehst und/oder beschrieben bekommst, das Knarzen des Bodens am Gang, die Luft und der Geruch in dem historischen Gebäude, die Energie der Menschen vor Ort.
The actor knows what happens next. The character doesn’t.
Einblicke ins Method Acting
Vieles davon lässt sich – bei allen Vorteilen der aktuellen Distance Learning Alternativen – einfach nicht digitalisieren. Auch nicht der wässrige aber dafür umso heißere Kaffee vom Seven-Eleven neben der Schule. Aber das ist eine andere Geschichte…
Doch was ist nun eigentlich „Method Acting“? Nun, am besten du schaust bei Wikipedia nach oder liest in dieses Buch bei Amazon rein. Wenn du es noch genauer aus meinem Blickwinkel erfahren willst, melde dich gerne bei mir. Dann plaudern wir in einem (Video-)Gespräch gerne weiter.
Von David Strasberg, einem der Söhne von Lee Strasberg und dem heutigen Leiter des Instituts, habe ich folgendes aus seiner abschließenden Masterclass mitgenommen: „Relax, be specific and make it personal.“ Ich finde, alleine mit diesem Gedanken und einigen sehr guten Übungen dazu konnte ich für mich privat und beruflich eine wertvolle Lehre aus dem Workshop ziehen. Der Kurs war wertvoll, viele der Erlebnisse und damit verbundenen Begegnungen und Momente bleiben unbezahlbar.
Relax. Be specific. Make it personal.
David Lee Strasberg on Method Acting
Ich hoffe, auch dieser Beitrag hat dir Spaß gemacht und vielleicht sogar Lust darauf, einmal etwas Neues abseits deines gewohnten Umfeldes zu lernen. Mein Resümee ist mittlerweile, dass ich von solchen komplett neuen, vermeintlich konträren Umfeldern am meisten profitiere. Deshalb werde ich auch weiterhin nach solchen Möglichkeiten und Situationen Ausschau halten.
Take care,
3 Antworten auf „Was Schauspieler (und ich) von Lee Strasberg lernen“
Soeben entdeckt, kurze Einblicke vom aktuellen Set-Alltag meines Workshop-Kollegen Phillip: https://www.cbc.ca/arts/lights-camera-sanitation-here-s-what-it-s-like-making-a-movie-during-covid-19-1.5771237
Hallo Thomas,
Danke für diesen Blogeintrag!
Ich bin selber ein älteres Semester und befinde mich nun in meiner zweiten beruflichen Karriere. Ich würde mich sehr gerne mit dir über deine Erfahrungen unterhalten… wenn du Zeit hast.
Eigentlich wollte ich den Intensivkurs eher in New York absolvieren, aber LA scheint auch reizvoll zu sein – zumal ich dort ein paar Leute in der Industry kenne.
Viele liebe Grüße,
Eric
Lieber Eric,
leider sehe ich deinen Kommentar erst jetzt! :)
Danke dafür.
Ich kann die (Intensiv-)Workshops bei Lee Strasberg nur empfehlen. Ich denke der Ort (NYC/LA) ist schließlich auch persönlich bedingt, wo es einen lieber hinzieht (Bekannte, Unterkunft etc. betreffend). Hast du dich inzwischen entschieden? Nachdem die Kurse jetzt wieder „in Person“ stattfinden sind sie eine absolute Empfehlung von mir, selbst wenn man (noch) nicht in der Branche arbeitet bzw. vielleicht nur als Film- & Hollywood-Liebhaber etwas Neues und viele interessante Menschen kennen lernen will!