Global Partners, local failures? Überall ist sie derzeit präsent, die UEFA EURO 2016™. Genauso wie eine Menge von Sponsoren und „Offiziellen Partnern“, die ihre Logos – basierend auf langen Verhandlungen, millionenschweren Deals und genauen Vorgaben – an diversen Stellen platzieren dürfen. Natürlich auch im Stadion selbst, in Form von nicht zu übersehender Bandenwerbung. Aufmerksamkeit bei Zigtausenden vor Ort, und beim internationalen Millionenpublikum vor den Bildschirmen. Aber werden diese Marketingaktionen digital auch zu Ende gedacht? Wir werden’s gleich herausfinden!
Inspiriert von Runtastic-CEO Florian Gschwandtner, dem auf Facebook vor ein paar Tagen die dürftige Website-Optimierung von Hisense (weder Responsive Design noch lokalisierte Inhalte und Angebote) aufgefallen war, habe ich mir die Mühe gemacht, noch einen „Klick“ weiter hinter die Kulissen zu werfen.
Kann Bandenwerbung das Online-Suchverhalten beeinflussen? Und wie! Für den gestrigen Sonntag zeigt Google Trends ein klares Bild: Pünktlich ab 15 Uhr gibt’s deutliche Peaks im internationalen Suchinteresse.
„Das Runde muss ins Eckige.“
Nicht nur, dass die Suchanfragen im Tagesverlauf von Spiel eins bis drei sichtbar ansteigen, lassen sich auch die Halbzeitpausen auf Google schön erkennen. Plus: Das regionale Interesse steigt nachweislich in jenen Ländern, deren Mannschaft gerade spielt (für gestern u.a. in Deutschland und Kroatien). In weiterer Folge möchte ich zwei der globalen Partner im Speziellen hervorheben, nämlich Hisense und SOCAR.
Wer oder was ist Hisense? Genau das fragen sich in diesen Tagen Millionen von europäischen Fußballfans vor Ihren TV-Geräten und Beamern oder beim Public Viewing. Handy raus, Google anwerfen, und… ? Nichts! Keine individuellen Anzeigen, keine zum Fußballhighlight des Jahres passenden Suchergebnisse, Produktangebote oder Landingpages. Lediglich die deutsche Unternehmensseite mit einem (Gähn!!) langweiligen Titel sowie mehr als beiläufigen Beschreibungstext wird dargestellt. Und, für die „paar Hunderttausend“ österreichischen Fußballfans ging es sich nicht mal mehr aus, die entsprechende AT-Domain zu aktivieren: http://www.hisense.at/ … (Powered by STRATO, lernen wir immerhin)
„Das exklusive Produktangebot von Hisense im Rahmen der Vereinbarung wird Fernseher, mobile Geräte, Klimaanlagen und andere Haushaltsgeräte umfassen.“
Erst meine etwas umfangreicheren Recherchen zeigen, dass das chinesische Unternehmen Hisense Globaler Partner der UEFA EURO 2016 ist. Wäre es demnach nicht toll, wenn die User bei Interesse am Unternehmen nicht auch top platzierte Suchmaschinenresultate mit genau diesen Produkten finden würden?
SOCAR what? Während ich es mir durchaus vorstellen kann, dass – trotz der aufgezeigten suboptimalen Suchmaschinenpräsenz – mittelfristig ein paar Hisense-Fernseher mehr in europäischen Haushalten zu finden sein werden, rätsle ich bei einem weiteren Sponsor noch etwas: Aber auch SOCAR, der staatliche Energiekonzern Aserbaidschans hat bestimmt gut durchdachte strategische Gründe für seine Werbepartnerschaft im Rahmen der Fußball-EM in Frankreich.
Unabhängig vom komplett unterschiedlichen Branchensegment gilt auch hier: Keine Brand-Anzeigen, keine EURO-spezifischen Suchergebnisse, die auf die exklusive Partnerschaft näher eingehen. Auf Mobilgeräten nimmt der Eintrag des Google Knowledge Graphs sogar jeglichen Platz für individuelle Suchergebnisse. Als leidenschaftlicher und erfahrener Onlinemarketer will es mir einfach nicht in den Kopf gehen, dass bei diesen Unternehmen und ihren stolzen Marketingverantwortlichen das Thema „Digital“ selbst im Jahr 2016 eine so untergeordnete Rolle spielt.
Dabei ist es doch so einfach: Vergleichsweise geringe Zusatzbudgets wären parallel zur medialen Omnipräsenz in Stadien und TV ausreichend, um die Markensuchbegriffe zu den Spielzeiten abzudecken und interessierte User über AdWords-Kampagnen entsprechend abzuholen. Und während die Unternehmensrepräsentanten wohl seit Wochen und Monaten aufgeregt durch diverse VIP-Lounges touren, hätte auch der eine oder andere Task an den SEO-Beauftragten zur raschen Optimierung von Titel- und Beschreibungssnippets Wunder (von Bern ;-) wirken können.
Vor allem auf Smartphones und Tablets sollte doch bitte künftig die einfache und effiziente Möglichkeit genutzt werden, interessierte User in ihrem logischen zweiten Schritt der Customer Journey optimal und individuell auf Google abzuholen.
One more thing. Die Weichen für internationale Branding-Kampagnen auf Google wären hiermit gestellt. In Sachen Landingpages hakt bitte @f_gschwandtner noch mal bei den Konzernen nach… ;-)
<Werbung> Natürlich sind Strategien zur Planung und Umsetzung von internationalen, geräteübergreifenden Brand-Kampagnen auch in dem von mir gemeinsam mit anderen Suchmaschinenexperten verfassten Google AdWords Buch nachzulesen! </Werbung>